Schinkel, André: Löwenpanneau
Beschreibung
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André Schinkel
Löwenpanneau
Neue Gedichte
136 S., geb.
ISBN 978-3-89812-507-9Die von 1990 bis 2007 entstandenen Gedichte, kühl, einsam und fern aller überflüssigen Korrespondenz, zeigen die Begabung André Schinkels, der in dieser Zeit einen desillusionierenden Blick aufs Leben tat und diese Chance begriff.
Das Ergebnis ist ein größerer Welt- und Genauigkeitsgehalt, mehr Klarheit. So ist »Löwenpanneau« ein aus der Fülle und dem Abraum gewachsenes Buch, keines mehr aus der Notwendigkeit des Zukleisterns der Leere. Autor
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André Schinkel, geboren 1972 in Eilenburg, absolvierte eine Lehre als Rinderzüchter mit Abitur, studierte anschließend Germanistische Literaturwissenschaft, Prähistorische Archäologie und Kunstgeschichte. Er lebt verheiratet mit zwei Töchtern als Doktorand, Lektor und Autor in Halle, seit 2005 Redakteur der Literaturzeitschrift »Ort der Augen«. Ihm wurden mehrere Auszeichnungen zuteil, so unter anderem der Georg-Kaiser-Förderpreis des Landes Sachsen-Anhalt 1998, der Joachim-Ringelnatz-Nachwuchspreis für Lyrik 2006 und das Thüringer Literaturstipendium »Harald Gerlach« 2016.
Pressestimmen
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»Ich habe seit Jahren keinen derart großartigen Gedichtband eines lebenden deutschsprachigen Lyrikers mehr gelesen. Diese Gedichte erzählen, erfühlen eine Welt. Sie denken und tanzen. Sie schwingen melodisch im Takt einer natürlichen Sprache.«
Dichtungsring. Zeitschrift für Literatur 2009, Nr. 38
»Ein äußerst belesener und sprachbewusster, historisch und geografisch bewanderter und im Mythos wurzelnder Intellekt spricht sich hier in Versen aus.«
Medien und Unterricht 19. Lesefutter 2008
»Der Band ist über weite Strecken Bestandsaufnahme eines Besessenen, der sich und der Welt nichts mehr beweisen muss, dem Vergleiche mit großen Vorbildern nichts mehr anhaben und der nun auf dem Urgrund seiner ihm ganz eigenen (Ver-)Dichtung angekommen scheint.«
Neues Deutschland, 7. Februar 2008 Leseprobe
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Mondgartenlied
Wir gehen fort, es lockt die Ferne,
In die Weite unsrer Träume hin:
Wir sind: Beschwichtigte, die Sterne
Drehn sich, blau, im Wasserfirn.
Der Bülbül singt, die Nachtzikade fiedelt,
Und die Sprosser zirpen laut –
Der Mond geht auf und: spiegelt
Sich im Schimmer deiner Haut.
Auf dem Wasser glühn die Farben,
Und du lockst mich sanft ins Schwarz;
In den Teichen rolln die Barben, –
Und der Brillenvogel macht Rabatz.
Lied im Herbst
Herbstlich wird’s, die Blätter plumpsen
Durch das Gitterwerk der Zweige.
Das Licht verharrt, die Stürme rumsen
Wieder los; und Früchte neigen
Sich – ein letztes Blühn der Rosen
Fängt nun an in den Rabatten
Und die Erinn’rung an die losen
Feste, die wir sommers hatten.
Ach, vorbei ist, wenn der Herbst
Kommt, jenes Leben – fröstelnd suchen
Wir uns falb in unsern Seelen fest.
Und finden nichts und wollen nun gern fluchen:
Jeder Zweifel, der dir einst ins Herz
Klomm, nagelt dich nun an den Dingen fest.
Und ich, ich sehe ganz verscherzt
Aus, einer Zweifelmasse grauer Rest.