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Steinbach, Matthias: »Also sprach Sarah Tustra«

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Verkaufspreis20,00 €

Matthias Steinbach
»Also sprach Sarah Tustra«
Nietzsches sozialistische Irrfahrten

288 S., Br., 145×210mm, s/w-Abb.
ISBN 978-3-96311-424-3

Erschienen: September 2020


Mit der deutschen Teilung nach dem Zweiten Weltkrieg ging auch eine geteilte Rezeption Friedrich Nietzsches einher. In Ost und West hatte man auf je eigene Weise Probleme mit dem unbequemen Denker, der durch die nationalsozialistische Werkexegese zusätzlich gelitten hatte. Matthias Steinbach hat dem DDR-Verhältnis zu Nietzsche nachgespürt und entwirft so einerseits ein auch autobiografisch untersetztes zeithistorisches Panorama, andererseits gelingt ihm ein spannender Blick auf den Umgang mit Philosophie und ihren Protagonisten überhaupt.


Prof. Dr. Matthias Steinbach, geb. 1966 in Jena, 1988 bis 1993 Studium der Geschichte, Sportwissenschaften, Erziehungswissenschaften, Philosophie und Kunstgeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 1998 Promotion bei Hans-Werner Hahn mit einer Studie über den Historiker Alexander Cartellieri, 2005 Habilitation zum Thema Pädagogik, Bildungsreform und soziale Frage als universitäre Herausforderung. 1998–2007 u.a. Mitarbeiter am Historischen Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Seit 2007 Professor für Geschichte und Geschichtsdidaktik an der Technischen Universität Braunschweig. Forschungsschwerpunkte: deutsche Geschichte des 18. bis 20. Jahrhunderts, insbesondere Universitäts- und Bildungsgeschichte, Militärgeschichte, politische Ideengeschichte und Geschichtsvermittlung.


»Die Darstellung Steinbachs ist originell und ansprechend. Sie unterscheidet sich von anderen Arbeiten zu dieser Thematik auch dadurch, dass der Autor die Nietzche-Rezeption in der DDR nicht nur als "ein deutsches Drama" auffasst, sondern zugleich als "Kuriosum" und "Politikum".«
Ulrich Busch, Berliner Debatte Initial, Mai 2021

»Es ist die Fülle des Materials, die Matthias Steinbachs Buch so anregend wirken lässt, es ist die Vielfalt der Methoden, die er kombiniert hat, und es ist vor allem die Spannung, die er erzeugt und der unterhaltsame, niemals belehrende Gestus seines Erzählens, die die Lektüre seines Buches zum Erlebnis werden lassen.«
Dietmar Ebert, oda - Ort der Augen, 3/2021

»Warum und in welcher Weise dieser weltweit immer wieder gelesene, untersuchte und diskutierte Philosoph, Ästhetiker und Dichter in der DDR (und in den sozialistischen Staaten) zum Gegenstand politischer Aufmerksamkeit und Verfolgung wurde, hat Matthias Steinbach in einer bisher noch nie so breit und umfassend angelegten Arbeit dargestellt.«
Gerhard Schaumann, Palmbaum 1.2021, März 2021

»Es ist die Fülle des Materials, die Matthias Steinbachs Buch so anregend wirken lässt, es ist die Vielfalt der Methoden, die er kombiniert hat, und es ist vor allem die Spannung, die er erzeugt und der unterhaltsame, niemals belehrende Gestus seines Erzählens, die die Lektüre seines Buches zum Erlebnis werden lassen.«
Dietmar Ebert, LiteraturLand Thüringen, 15. Februar 2021

»Matthias Steinbach gelingt das Kunststück, aus dem Kampf um Nietzsche ein anekdotisches und kluges Buch zugleich zu machen.«
Torsten Unger, MDR Thüringen / Bücherkiste, 31. Januar 2021

»Diesseits von Gut und Böse: Der Historiker Matthias Steinbach zeichnet materialreich den Kampf um Friedrich Nietzsche in der DDR nach.«
Elmar Schenkel, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9. Januar 2021

»Eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme des Verhältnisses der DDR zu Nietzsche und zugleich ein zeithistorisches und kulturgeschichtliches Dokument.«
ekz-bibliotheksservice, November 2020

»Der TU-Geschichtsprofessor geht mit großer Kennerschaft und spürbarem Spaß an der vertrackten Materie zu Werke. Seine Studie ist wissenschaftlich fundiert, aber keinesfalls trocken geschrieben, streckenweise liest sie sich wie eine Reportage.«
Florian Arnold, Braunschweiger Zeitung, 6. Oktober 2020


Ihr Buch »Also sprach Sarah Tustra« behandelt die Nietzsche-Rezeption einer geteilten Nation. Wann kamen Sie zum ersten Mal in Kontakt mit dem berühmten Philosophen?
Die Frage müsste doch eher lauten, wann der berühmte Student das erste Mal mit dem vergessenen Kollegen in Kontakt kam:-))). Aber es war wohl der Fußballer des FC Carl Zeiss Jena, dem mit zehn oder elf nach verlorenen Spielen die (leicht abgewandelte) Götzendämmerungsparole »Was uns nicht umbringt, macht uns härter« unterkam und dazu gleich noch die Ansage des Trainers für nächste Woche: »Sieg oder Sibirien«. Wir merkten uns das flotte Landsersprüchlein und fanden es gut, ohne Ahnung davon, was dahintersteckte.
Als Student überraschte mich dann eines Tages die Ethikdozentin im obligatorischen marxistisch-leninistischen Grundlagenstudium mit einem blauen Ormig-Nietzsche im wer weiß wievielten und kaum mehr lesbaren Durchschlag. Der Begriff der KULTUR tauchte da auf und stand plötzlich im Raum – ohne die gestanzten Formeln von Materie und Bewusstsein, von Basis und Überbau. Man kam irgendwie ins Denken.

Sie sind selbst in einem DDR-Bezirk geboren und aufgewachsen. Was hat Sie am meisten überrascht an der »Ost-Rezeption« Nietzsches?
Die Aufmerksamkeit, die Nietzsche allenthalben zuteil wurde, und dies allein, um ihn dann nicht lesen, nicht drucken, nicht diskutieren zu lassen. Welche Energien kluge Leute im Aufstellen von Verbotsschildern verpulvern können, ist unglaublich. Die sozialistische 'Cancel Culture' um den Denker ist strukturell übrigens etwas durchaus Aktuelles, wie mir beim Schreiben des Buches klar wurde. Dass die STASI eine latente Lese-Rechtschreibschwäche hatte, gerade wenn es um 'Nitsche' oder 'Sarah Tustra' ging, war nebenbei interessant und unterhaltsam. Achso, witzig natürlich auch noch die Koinzidenz der Geburts- bzw. Todetage Honeckers und Nietzsches am 25. August. Da war immer mal Party in Röcken.

Was ist Ihr Lieblings Nietzsche-Zitat?
Der steht in der 'Fröhlichen Wissenschaft' und heute auf einer der Nietzsche-Bänke in Tautenburg: »Glattes Eis/ Ein Paradeis/ Für den, der gut zu tanzen weiß.« Naja, man kann natürlich auch einbrechen (wenn man zu fett ist). Unter den vielen kleinen Sprüchlein im Vorspiel zu Nietzsches wirklich schönstem Text, enstanden in Anbahnung der Liebe zu Lou, findet sich auch noch: 'Nicht zu freigebig: nur Hunde scheißen zu jeder Stunde!' Elisabeth zensierte das weg.