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Uecker, Günther: Poesie der Destruktion

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Verkaufspreis25,00 €

Günther Uecker
Poesie der Destruktion
Im Dialog mit Michael Kluth 1988–2018
Reihe Ateliergespräche

224 S., geb., 165 × 240 mm, Farbabb.
ISBN 978-3-96311-038-2

Erschienen: September 2018


Kunst, aus Schmerz geboren – Der Maler und Objektkünstler Günther Uecker im Porträt

Günther Ueckers Kunst: komprimiert, disparat, widersprüchlich, provokant, leidenschaftlich. Getragen von einem hartnäckigen Optimismus – dem Gegensatz zum lauen, einverständigen Optimismus, der nur beruhigen will in einer brennenden, chaotischen Welt. Die Verletzung des Menschen durch den Menschen ist sein zentrales Thema. Seine schöpferische Kraft kommt aus tiefem Schmerz. 1930 geboren, erlebte er als 15-Jähriger gegen Ende des Zweiten Weltkriegs entsetzliche Dinge …
In über 30 Jahre geführten Gesprächen mit dem Filmemacher Michael Kluth, die in Auszügen hier vorgestellt werden, gibt Günther Uecker Auskunft über seine Arbeit, sein Leben. Entstanden ist das Porträt eines der bedeutendsten deutschen Gegenwartskünstler, der mit seinen einzigartigen Nagelbildern, Skulpturen, Prägedrucken und Performances berühmt geworden ist.


Günther Uecker, geb. 1930, ist einer der bekanntesten deutschen Maler und Objektkünstler. Er studierte Malerei in Wismar und an der Kunstakademie in Berlin-Weißensee. 1953 siedelte er nach West-Berlin über und setzte 1955 sein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf fort. 1956/1957 entstanden erstmals die für ihn typischen relie­fartigen Nagelbilder. Seit den 1980er Jahren nimmt er in seinen Werken zu politischen Fragen Stellung: So reagierte er etwa auf die Katastrophe von Tschernobyl mit dem Zyklus »Aschebilder«.


Michael Kluth, geb. 1939 in Zeitz, ist Filmautor und Filmproduzent. Er studierte Slawistik, Philosophie, Kunstgeschichte und Theaterwissenschaften in Hamburg und Wien. Seit den 1990er Jahren begleitet er mit der Kamera den Künstler Günther Uecker sowohl in seinem Düsseldorfer Atelier wie auch auf seinen Reisen ins Ausland. Dabei entstanden mehrere Dokumentationen für die ARD, das ZDF und ARTE. Zuletzt entstanden verschiedene Filmprojekte mit Günther Uecker, u. a. »Huldigung an Hafez«.


Ein Schlüsselmoment für meine Nagelbilder gibt es, auch wenn ich mir das erst viel später eingestanden habe. Kurz vor Kriegsende wurde mein Vater auf einen Stützpunkt nach Ostpommern verlegt. Ich war also alleine mit meiner Mutter und meinen Schwestern, als die Russen kamen. Die sahen wirklich geschunden aus, man sah, dass sie Schreckliches erlebt hatten. Ich hatte Mitgefühl mit ihnen.
Aber dann gingen sie manchmal in Gruppen in Häuser, und es waren ja fast nur Frauen und Kinder da. Männer gab es ja keine, ich war mit vierzehn Jahren der Mann. Das war alles sehr dramatisch, viele Frauen haben sich umgebracht, sind ins Meer gegangen. Ich habe mir überlegt, wie ich meine Mutter und meine Schwestern schützen könnte. Und so habe ich in unserem Haus von innen Holzplatten vor alle Fenster und ­Türen gemacht und alles festgenagelt. So habe ich mit der ­Nagelei begonnen.


»Kluth und Uecker gelingt es, im Dialog den Zusammenhang zwischen individueller Erfahrung und künstlerischer Produktion herauszuarbeiten, Lebensbeschreibung und Kunsttheorie auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen.«
Dr. Thomas Rothschild, Kultura Extra, 22. September 2018